Am 13. Juni 2016 habe ich an der Universität Basel das Doktorats-Examen abgeschlossen. Meine Dissertation arbeitet ein dunkles Kapitel Schweizer Frauengeschichte auf: Die Ausbürgerung von Schweizer Frauen, die einen Ausländer heirateten. Gerade eben ist meine Dissertation unter dem Titel "Die verlorenen Töchter" im Chronos Verlag Zürich erschienen.
Heute ist kaum mehr bekannt, dass Schweizerinnen ihre Staatsbürgeschaft verloren, wenn sie einen Ausländer heirateten. Diese Regel galt bis 1952 und bedeutete für viele Betroffenen grosses Leid. Die Folgen dieses diskriminierenden Rechts waren teilweise verheerend: Es kam nicht nur zu Einschränkungen bei der Berufsausübung oder zu Ungleichheiten im Aufenthaltsstatus, sondern auch zu Ausweisungen oder gar Landesverweisen im Zweiten Weltkrieg. So wurden etwa frühere Schweizerinnen mit Kleinkindern des Landes verwiesen und mitten im Zweiten Weltkrieg an die Schweizer Grenze gestellt und ihrem Schicksal überlassen. Ehemalige Schweizerinnen verschwanden in psychiatrischen Anstalten im Ausland, frühere Schweizer Jüdinnen waren im Ausland den Nazischergen meist schutzlos ausgeliefert. Meine Dissertation zeigt auf, wie eine patriarchale Staatsidee, ein auf ein kollektives Gemeinwohl ausgerichtetes Rechtssystem und die Negierung der Frauen als Bürgerinnen im Bundesstaat von 1848 dieses verhängnisvolle und skandalöse System von Ausschluss und Benachteiligungen möglich machten.Mit meiner Studie will ich auf dieses dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte aufmerksam machen und den über 85 000 Schweizerinnen, die zu Ausländerinnen im eigenen Land wurden, ein Denkmal setzen.
Das Frauenkulturarchiv Graubünden und der Chronos Verlag luden zur Buchvernissage im Hotel Stern in Chur. Bild links: Hans-Rudolf Wiedmer, Verlangsleiter, mit der Autorin Silke Margherita Redolfi. Bild rechts: Das Podium mit Prof. em. Dr. Regina Wecker.
Einführende Worte von Hans-Rudolf Wiedmer, Chronos Verlag Zürich, und Silke Margherita Redolfi, Leiterin Frauenkulturarchiv Graubünden.
Kurzvortrag von Prof. em. Dr. Regina Wecker, Universität Basel
Das Frauenbürgerrecht im Gespräch. Prof. em. Dr. Regina Wecker und Dr. phil. Silke Margherita Redolfi beantworten die Fragen der Publizistin Dr. phil. Corinne Holtz, Zürich